Am Dienstag, 20. August, hatten die Landesarbeitsgemeinschaften (LAGen) Kultur
und Planen-Bauen-Wohnen der saarländischen GRÜNEN zu einer Podiumsdiskussion
zum Thema „Finanzamt – Abreißen oder Erhalten“ eingeladen. Bei der sehr gut
besuchten Veranstaltung im Rahmen der Saarbrücker Sommerstraßen wurden die
Abriss-Pläne der Landesregierung kritisch unter die Lupe genommen.
Das hochkarätig besetzte Podium mit den HTW-Architektur-Professoren Stefan Ochs und
Jens Metz, Professor Markus Otto (Landesdenkmalrat und Deutsche Stiftung
Denkmalschutz) sowie Ronald Maltha vom BUND Saar, war sich einig: Der Abriss wäre
nicht nur denkmalpolitisch ein großer Fehler. Die von der Landesregierung für einen
Abriss des Gebäudes genannten Argumente erwiesen sich bei genauerer Betrachtung als
höchst fragwürdig. Die Herstellung hochwertiger Büroarbeitsplätze etwa sei auch in dem
bestehenden Gebäude unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes überhaupt kein
Problem, wie die Professoren Otto und Ochs übereinstimmend darlegten. Ein Abriss
hingegen, das wurde in den Ausführungen von Ronald Maltha vom BUND sehr deutlich,
sende auch klimapolitisch das völlig falsche Signal. „Dadurch geht die im Gebäude
gespeicherte graue Energie unwiederbringlich verloren. Ein Neubau würde so viele
Treibhausgase freisetzen wie der Jahresverbrauch an Heizöl von über 1400
Einfamilienhäusern. Das konterkariert die klimapolitischen Ziele der Landesregierung
und kann nicht im Interesse der Öffentlichkeit sein.“.
Für großen Unmut sorgte auch das Verfahren, mit dem die Landesregierung ihre Pläne
verfolgt. Der neue Leiter des Landesdenkmalamtes, Simon Matzerath, kritisierte, dass
der Denkmalschutz hier quasi unter Umgehung des zuständigen Amtes ausgehebelt
werde. Markus Otto vom Landesdenkmalrat monierte: „Wieso sollten sich Privatleute
beim Denkmalschutz künftig an Gesetze halten, wenn die eigene Landesregierung diesen
für ihre eigenen Bauten umgeht?“ Wie bei vielen anderen saarländischen Baudenkmälern
auch sei das Land seiner Verpflichtung zu deren Erhalt nicht nachgekommen und habe
sie verkommen lassen, erläuterte Prof. Jens Metz. Dies nun als Begründung für den
Abriss heranzuziehen sei ein „barbarischer Akt der Landesregierung.“
„Wir sehen uns durch die Ausführungen der Fachleute in unserer kritischen Haltung
gegenüber den Abriss-Plänen voll und ganz bestätigt. Die Landesregierung sollte ihre
Entscheidung korrigieren, und einen Ideenwettbewerb ermöglichen, der den Erhalt des
Bestandsgebäudes priorisiert.“ so das Fazit von Harald Rech, Sprecher der Grünen LAG
Kultur.
Unter Federführung des BUND haben diverse Verbände aus dem Denkmal- und
Umweltschutzbereich, der Verein arbakus e.V., der Städtebaubeirat der LHS, die
Stiftung Baukultur, der Werkbund Saar und das Saarbrücker Bürgerforum nun eine
Petition ins Leben gerufen, die einen Stopp der Abrisspläne fordert, und sich für ein
transparentes, öffentliches Verfahren unter Beteiligung der Bürger einsetzt. Die
Saarbrücker GRÜNEN unterstützen diese Petition und fordern alle, denen eine
nachhaltige Baukultur, Klimaschutz und ein demokratisches Miteinander am Herzen
liegen, dazu auf, diese zu unterschreiben.